Sonntag, 10. Dezember 2017

Das Leben als Fangirl

Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Post schreiben soll und, wenn ich ihn schreibe, wie ich ihn aufbauen soll. Eigentlich hatte ich mir geschworen, alles auf sich beruhen zu lassen, aber in letzter Zeit ist meiner Meinung nach einfach zu viel passiert. Am liebsten würde ich mich gar nicht darüber aufregen, weil man davon Falten bekommt - und die kriege ich noch früh genug. Aber da es gestern soweit war, dass ich kurz davor war, meinen Twitteraccount zu löschen, weil mir das Ganze so sehr gegen den Strich ging, habe ich mich dazu entschlossen, darüber zu schreiben. Denn ich möchte meinen Mund nicht länger halten, wenn es um etwas geht, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Ich hatte gedacht, es wäre vielleicht nur eine Phase, die wieder vorbeigehen würde, aber einige Dinge sind wiederholt aufgetreten und bei mir ist das Maß jetzt langsam einfach voll und mir steht es - im wahrsten Sinne des Wortes - bis sonst wo. Ich möchte mir das alles einfach von der Seele schreiben, vielleicht nervt mich das Ganze dann einfach nicht mehr so sehr.

Auch wenn es eigentlich um drei explizite "Szenarien" in drei unterschiedlichen Communities geht, habe ich mich dazu entschlossen, die Fandoms nicht genauer zu benennen. Die, die diesen Post lesen und eventuell wissen, was ich genau meine, dürfen mir gerne auf Instagram schreiben, denn ich würde gerne wissen, wie anderen Fans zu den einzelnen Situationen stehen, ohne dass direkt wieder Diskussionen im "öffentlichen Raum" eskalieren. Die Szenarien haben sich alle innerhalb der letzten drei bis vier Monate verstärkt abgespielt. Alle haben mit fehlendem Respekt und scheinbar fehlender Dankbarkeit gegenüber von Künstlern zutun. Wie ich finde, sind das zwei sehr wichtige Dinge, die immer gewahrt werden sollten; egal, ob es dabei um Freundschaften, Familie oder die "Beziehung" zu Künstlern geht. Ein Künstler ist, obwohl er eine Person des öffentlichen Lebens ist, nicht dazu verpflichtet, irgendetwas für seine Fans zu tun. Sie müssen nicht auf Tour gehen, sie müssen keine Tickets für Meet & Greets zur Verfügung stellen (oder in Gewinnspielen verlosen), sie müssen nicht immer supergut gelaunt sein und sie müssen nicht Tag und Nacht für Selfies und Autogramme da sein. Jeder Künstler, ob man ihn jetzt mag oder nicht, reißt sich für seine Fans den Hintern auf und tut alles, was in ihrer Macht steht, um seine Fans glücklich zu machen.

Für mich persönlich ist es normal, nicht komplett durchzudrehen, wenn ich meinen Lieblingskünstler live sehe. Okay, ich gebe zu, dass auch ich nach den Konzerten meiner Lieblingsbands und -sänger meist kaum noch eine Stimme habe, aber wenn mir Künstler während des Konzerts so nahe ist, dass ich sie anfassen kann, weil sie durch die Menge gehen, kann ich mich doch noch beherrschen. Da versucht man natürlich, dass die Person, die man verehrt, die Hand von einem nimmt, aber wenn es nicht funktioniert, funktioniert es eben nicht. Dann war der Arm eben zu kurz oder es standen andere Personen im Weg, die in dem Falle mehr Glück hatten. Man zerrt nicht an dem Künstler rum, als wäre er ein Spielzeug. Und trotzdessen, dass die Person bekannt ist, hat sie noch ein Recht auf Privatsphäre. Ich kann nur den Kopf schütteln, wenn ich höre, dass man den Künstler am Tourbus abfangen will, um ein Selfie und vielleicht ein Autogramm zu bekommen. Und, wenn ich höre, dass man bis mitten in der Nacht vor besagtem Tourbus steht und rumschreit, dass eigentlich keiner mehr im Bus schlafen kann, weil man den Künstler zum Rauskommen animieren will, dann muss ich schon aufpassen, dass mir der Kopf vom vielen Schütteln nicht sofort abfällt. Es sei dahin gestellt, ob der Künstler supergerne Konzerte für uns gibt und viel für uns tut, aber irgendwann ist eine gewisse Grenze erreicht, wo das Fansein aufhört und das Stalking schon fast beginnt. Auch wenn diese Person euer "Lieblinsgmensch" ist (was ich bezweifle, wenn ich bestimmte Geschichten höre), ist sie immer noch ein normaler Mensch, der ein Recht darauf hat, sich auch mal zurückziehen und seine Privatsphäre genießen zu dürfen. In Ruhe. Alleine. Ohne, dass die Fans ständig irgendwas von einem wollen. Wir sollten uns glücklich schätzen, solche sympathischen Menschen unterstützen zu dürfen. Es gibt so viele Künstler, die so viel für uns machen, und doch gibt es Fans, die das kaputt machen wollen. So viel zum Thema Respekt.

Wie gesagt, spielt auch Dankbarkeit eine große Rolle. Mir ist aufgefallen, dass einige Fans diese Sache scheinbar nicht in ihrer Erziehung genossen haben. Es gibt Künstler, die ihren Fans die Möglichkeit geben, ein Meet & Greet mit coolen Aktionen zu gewinnen und es gibt Künstler, die dafür Geld verlangen. Die Preise können dabei von "ziemlich günstig für ein Meet & Greet-Ticket" bis hin zu "Warum zur Hölle ist das so teuer?" variieren. Bis zu einem gewissen Preis - sagen wir ... 200 €, wenn man davon ausgeht, dass man abgesehen von dem Meet & Greet noch ein Fangeschenk und noch einige andere Dinge bekommt - ist das auch noch okay. Vielleicht habe ich bei gewissen Preisen auch geschluckt, weil sie im ersten Moment doch recht heftig wirkten, aber ich persönlich hätte es nie in Erwägung gezogen, mir so ein Ticket zu kaufen. Einmal, weil ich kein Geld scheißen kann (und glaubt mir: ich wünschte, ich könnte das) und einmal, weil ich dann doch nicht so der Hardcore-Fan bin. Wenn man sich aber mal hinsetzt und überschlägt, was man für Strom, Location, Tourbus, Teamgehälter, Essen und Ähnliches zahlen muss, dann ist der Preis doch gerechtfertigt. Eigentlich hätte ich mich gerne hingesetzt und den Gesamtpreis für ein Konzert ausgerechnet, aber da ich die konkreten Einzelpreise nicht kannte, habe ich es nicht getan, weil ich keine falschen Informationen verbreiten wollte. Ich gehe aber davon aus, dass sowas nicht gerade billig ist, so eine Tour finanziert sich schließlich nicht von selbst. Trotzdem gibt es Fans, die deswegen meckern müssen oder dem Künstler vorwerfen, einen Höhenflug zu erleiden, von dem sie doch mal bitte langsam runterkommen sollen. Dass andere Fans total bevorzugt werden, habe ich auch gelesen. Die Künstler könnten mehr machen und sich dann das eingenommene Geld in die Tasche stecken, aber sie tun es nicht. Sie könnten auch einfach nur normale Konzerttickets verkaufen, aber sie tun es nicht. Und warum? Weil sie ihre Fans glücklich machen wollen. Manchmal kann man nicht alle glücklich machen, weil dann die Zeit oder die Sicherheit darunter leiden würde - und dann wäre das Geschrei auch wieder groß. Oder, und damit möchte ich mich jetzt selber zitieren: "Und wenn es euch zu teuer ist, dann kauft euch ein normales Ticket oder geht gar nicht hin, wenn euch etwas nicht passt. Aber dieses ewige Genörgel geht dezent auf die Nerven!" Denn genörgelt wird in einigen Communities sehr gerne. Sei es "Andere Fans werden total bevorzugt!" oder "Werdet bitte wieder so, wie ihr früher wart!". Vielleicht bin ich mit meinen 20 Jahren zu alt für diese Art von Verhalten. Vielleicht lege ich viel zu sehr Wert auf Respekt, Rücksicht und Dankbarkeit. Aber ich möchte solche Verhaltensweisen von anderen Fans nicht einfach hinnehmen. Sie mögen vielleicht relativ jung sein, aber bestimmtes Verhalten ist einfach falsch in meinen Augen.

Leider gibt es in den einzelnen Communities auch sehr viel Hass und Neid. Dies bezüglich habe ich mir etwas angewöhnt, denn auch ich mag nicht alle Personen (das ist nicht nur auf Personen in meinen Fandoms bezogen, sondern bezieht sich generell auf alle Menschen, die ich kenne). Wenn es dann soweit ist, dass ich jemanden wirklich nicht ausstehen kann und ich mich nur aufregen würde, wenn ich seine oder ihre Posts auf Instagram oder seine/ihreTweets auf Twitter sehe, dann mute ich ihn/sie, entfolge ihm/ihr und tue einfach so, als würde diese Person nicht existieren. Ich beleidige niemanden auf Tellonym, ich schicke niemandem Hassnachrichten über Instagram Direct und die blende ich aus meinem Leben einfach aus. Sind wir nicht eigentlich alle eine große Familie, die immer zusammenhalten sollte? Sind wir nicht eigentlich alle zusammengekommen, um jemand anderes zu unterstützen und als Gemeinschaft geschlossen hinter ihm zu stehen? Warum haten wir uns gegenseitig? Warum gönnen wir uns nichts? Warum müssen wir uns gegenseitig runtermachen, beleidigen und uns ziemlich gemeine Dinge wünschen? Als Familie sollte man doch zusammenhalten.








Freitag, 24. November 2017


"Verbind' mir die Augen, ich komm' blind zurecht, kenn' jeden Winkel hier längst auswendig. Fühl' mich dort fremd, wo mein Zuhause ist, ob's wieder besser wird, weiß ich nicht."


Als ich "Frische Luft" zum ersten Mal gehört habe, hat mich fast der Schlag getroffen. Er spricht mir aus der Seele, wie es bisher kein anderer Song geschafft hat. Für mich ist er mittlerweile einer der wichtigsten Song in meinem Leben. Es ist, als hätte mir Wincent in den Kopf geschaut und dann diesen Song geschrieben.

Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen; es ist ein typisches Kaff, in dem jeder jeden kennt und passieren tut hier auch nicht viel. Bisher habe ich mein ganzes Leben dort verbracht, bevor ich letztes Jahr im August nach Dortmund gegangen bin. Dafür gibt es auch einen Grund. Nach 18 Jahren kannte ich dieses Dorf so in- und auswendig, dass ich mich dort eingeengt und immer unwohler gefühlt habe. Mir fehlte dort einfach die Luft zum Atmen und ich hatte das Gefühl, mich dort nicht richtig entfalten zu können. Zeitweise plagten mich Schuldgefühle, weil ich es als falsch empfand, meine Heimat nicht mehr zu mögen. Darüber habe ich mit niemandem wirklich gesprochen, ich habe das alles eher mit mir selber ausgemacht und umso tröstender fand ich dann diesen Song, durch den mir bewusst wurde, dass es auch anderen Menschen so wie mir geht.
Als ich dann fertig mit der Schule war, habe ich "meine Jacke genommen und bin einfach losgelaufen" - okay, wohl eher mit dem Zug gefahren, aber es geht ums Prinzip. Irgendwie musste es nach der Zeit am Gymnasium weitergehen und, da ich die Art von Ausbildung, die ich machen wollte, sowieso nicht in der Nähe absolvieren konnte, entschloss ich mich, meine sieben Sachen zu packen und für ein Jahr nach Dortmund zu gehen. Für meine Verhältnisse war das schon ziemlich weit von der Heimat entfernt und, auch wenn ich anfangs mit Heimweh zu kämpfen hatte, konnte es in dem Moment nicht weit genug weg von Zuhause sein.
Aber es war ein wichtiger Schritt für mich - und wahrscheinlich der einzig richtige, den ich hätte gehen können. Die neue Situation war zwar ungewohnt, doch ich lebte mich recht schnell ein und fand an meinem "neuen" Leben immer mehr gefallen.

Mittlerweile bin ich 20 Jahre alt, habe eine abgeschlossene Ausbildung, fange nächstes Jahr in meine Heimat noch ein Studium an und ich kann mich selber wieder leiden. Ich bin stärker, offener und selbstbewusster geworden und ertrage sogar meine Heimat wieder.

Wenn es ein Gefühl gibt, das ich mit der Musik von Wincent verbinde, dann ist es Dankbarkeit. Dank der Musik von Wincent habe ich mich im letzten Jahr weniger alleine gefühlt, dank Wincent habe ich wundervolle Menschen kennen gelernt. Ich bin dankbar, Teil von etwas so Schönem sein zu dürfen.


Samstag, 18. November 2017

Bittet haltet die Zeit an


Bild von Svenja
Wenn es derzeit einen Menschen gibt, der mich glücklicher macht, als alle anderen Menschen zusammen, dann ist es Wincent Weiss. Er ist nicht nur verdammt talentiert, er spricht mir auch mit seinen Songs aus der Seele. Und dass er verdammt gut aussieht, muss ich glaube ich nicht erwähnen. Gerade mit dem Song "Frische Luft" verbinde ich meine eigene Geschichte, wie ich zu Hause raus musste, weil ich mich dort eingeengt und immer unwohler gefühlt habe und dann nach Dortmund gegangen bin, um wieder atmen zu können.

Ein halbes Jahr habe ich auf dieses Konzert gewartet, dadurch wunderbare Menschen kennen gelernt, tolle Aktionen geplant - und plötzlich war der Tag da und ist leider viel zu schnell vorbei gegangen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte das Konzert noch ewig so weitergehen können.

Doch wie soll ich dieses Konzert nun beschreiben?
Dürfte ich dazu nur ein einziges Wort verwenden, würde ich wahrscheinlich "unglaublich" wählen. Denn das war es. Unglaublich laut, unglaublich warm, unglaublich schön. Besser hätte ich meinen 20. Geburtstag nicht (nach)feiern können - zusammen mit meinem Lieblingskünstler und der besten Herzschlag-Crew der Welt.

ein Teil der Herzschlag-Crew, Foto von Philien
Als ich, nachdem ich mich mit meiner Mum zweimal verfahren hatte, endlich an der Factory angekommen war, begann zwar erstmal das Warten, aber auch diese Zeit ging mit der Crew schnell rum. Ich kenne die Mädels zwar erst seit gut einer Woche, aber sie sind mir in der kurzen Zeit bereits so sehr ans Herz gewachsen. Ich vermisse euch jetzt schon.
Mit ziemlich schmerzenden Beinen bin ich (im Grunde genommen tat mir ja alles weh, aber durch das ganze Adrenalin habe ich das erst nach dem Konzert wirklich gespürt), bin ich nach dem Konzert zu Hause völlig fertig, aber überglücklich auf mein Schlafsofa gefallen. Alles, was sich an Emotionen über all die Wochen und Monate in mir angesammelt hatte, hat sich mit einem lauten Knall auf dem Konzert entladen. Ich weiß gar nicht, wie ich das alles in Worte fassen soll. Es war mit Abstand die schönste Erfahrung seit Langem, seinem Idol so nahe sein, ihm zuzuhören und zuzusehen. 


Bild von Louisa
Zum glücklichsten Menschen auf der Welt hat mich Wincent aber gemacht, als er während "Gegenteil von Traurigkeit" das Plakat gesehen hat, dass ich zwei Wochen lang vorbereitet habe. Ein Bild von diesem Poster findet ihr hier - ich habe es zusammen mit meiner besten Freundin hoch gehalten. Und es hat sich gelohnt, denn mit dem wohl wundervollsten Lächeln, das man jemals gesehen hat, hat er das Plakat gesehen und mit ähnlichen Worten wie "Ich freue mich so, eure ganzen geilen Plakate zu sehen, das ist so schön!" kommentiert. Als er die Geschenke unserer Herzschlag-Crew dann an sich genommen hat (und die Oreos direkt auf der Bühne gegessen hat), haben wir nicht lange gezögert und unser Plakat auch zu ihm nach vorne durchgereicht. Er hat jetzt das Plakat, in das ich so viel Arbeit gesteckt habe. Das ist ein so unbeschreiblich tolles Gefühl für mich, zu wissen, dass das, was ich in meiner Freizeit so fabriziere, auch bei denen ankommt, für die es manchmal bestimmt ist.

Ich kann es einfach nicht in Worte fassen, deshalb sollen die Bilder für sich sprechen.

Bild von mir
Bild von mir
Bild von mir
Ganz viel Liebe an meine Herzschlag-Crew, ohne die das Konzert nur halb so schön geworden wäre ❣


Samstag, 11. November 2017

Ein Jahr


"Heimweh ist die Sehnsucht in der Fremde, wieder in der Heimat zu sein."
Das ist das Erste, was mir ins Auge sticht, wenn ich das Wort "Heimweh" google - gefolgt von diversen Artikeln über Heimweh im Studium, bei Auslandsaufenthalten und Tipps, was bei Heimweh hilft.
Je länger ich mich mit dem Thema beschäftige und je mehr ich über die Erfahrungen anderer Leute mit Heimweh lese, umso größer wird der Kloß in meinem Hals, den ich schon seit fast zwei Monaten mit mir herumtrage. Denn manchmal ist Heimweh nicht zwangsläufig die Sehnsucht nach der Heimat. Manchmal kann man auch zu Hause sein und sich nach einem Ort sehnen, der auch quasi eine Art Heimat ist.

Ich dachte jahrelang, dass Berlin so etwas wie ein zweites Zuhause für mich ist. Jedenfalls hat es sich immer wie nach Hause kommen angefühlt, wenn ich der Hauptstadt mal wieder einen Besuch abgestattet habe. Aber irgendwas hat sich geändert und Berlin ist nicht mehr meine Nummer Eins und auch dieses mir so bekannte "Du bist zu Hause"-Gefühl ist nicht mehr da.

Als ich als kleines Dorfkind letztes Jahr im August für meine Ausbildung nach Dortmund gegangen bin, war das für mich eine riesige Umstellung - vom (nicht ganz) 1000-Seelen-Dorf in die Stadt mit knapp 600.000 Einwohnern. Plötzlich war ich für mich alleine verantwortlich und lebte in einer Stadt, in der ich zuvor noch nie gewesen war. Wahrscheinlich würde ich heute noch zwischen Westfalenpark und Stadtgarten rumirren, wenn ich versucht hätte, mich ohne Stadtplan und Google Maps zurechtzufinden.
Am Anfang dachte ich, dass dieses eine, verdammte Jahr nie rumgehen würde. Und auf einmal hatte ich nicht nur meine schriftliche Prüfung bestanden, sondern auch die mündliche und alles war so schnell vorbei, als hätte ich nur einmal kurz geblinzelt.
Dass ich die Stadiontour letztes Jahr nicht mitmachen konnte, weil ich zu großes Heimweh hatte, ist zwar schade, aber ich bereue es nicht, nach Hause gefahren zu sein, anstatt in Dortmund zu bleiben. So ein Stadion kann schließlich nicht so leicht weglaufen.

Innerhalb eines Jahres ist Dortmund meine zweite Heimat geworden. Das, was anfangs noch so unbekannt, groß und unübersichtlich schien, hat sich schnell zu etwas entwickelt, was ich nur sehr ungern verlassen habe. Ich habe das Alleinsein gelernt und mag es mittlerweile sogar ganz gerne (obwohl ich der Meinung bin, dass das eher an meiner Introvertiertheit liegt). Und auch jetzt gerade, während ich zu Hause sitze und diese Zeilen tippe, ist mein Herz doch irgendwie noch in Dortmund. Ich muss es wohl dort vergessen haben, als ich nach meiner bestandenen mündlichen Prüfung den endgültigen Heimweg in mein Heimatkaff angetreten habe.
Trotzdem kann ich es mir nicht vorstellen, dass ich auf die Dauer dorthin ziehe. Dafür habe ich dort wahrscheinlich nicht zu sehr Wurzeln geschlagen, mich würde dort nicht viel mehr halten als die Liebe zu Stadt und Verein. Und irgendwie ist es "dort drüben" auch anders als in meinem Magdeburg. Wenn es aber näher an meinem Zuhause liegen würde, ich würde sofort meine sieben Sachen packen und wieder nach Dortmund abhauen, um mir dort mein eigenes Leben aufzubauen. Und dieses Mal richtig, nicht nur für ein Jahr.
Es ist ein merkwürdiges Gefühl, seine (Wahl-)Heimat so sehr zu vermissen, während man doch eigentlich zu Hause ist. Ich fühle mich hin und her gerissen und frage mich oft, ob das überhaupt geht. Ob es gerechtfertigt ist, einen Ort zu vermissen, an dem man nur ein Jahr gelebt hat. Ich bin so dankbar dafür, so ein wundervolles Jahr dort verbracht zu haben. Mich trennen momentan zwar ungefähr 350 Zugkilometer von Dortmund, aber aus der Welt ist es deswegen noch nicht. Ich komme zurück. Bald.

Dienstag, 24. Oktober 2017

Ich bin jetzt fast 20 Jahre alt und seit etwas mehr als fünf Jahren Fußballfan. Ich muss zugeben, dass fünf Jahre recht wenig sind, wenn man bedenkt, dass es auch Menschen gibt, denen das in die Wiege gelegt wird, aber abgesehen von den Länderspielen, habe ich mich bis zum Mai 2012 nie wirklich intensiv mit dem Thema Fußball beschäftigt. Dann allerdings kam jener "verhängnisvolle" 12. Mai 2012 - DFB-Pokalfinale, Borussia Dortmund gegen Bayern München. Und irgendwie war's da um mich geschehen. Ich weiß bis heute nicht, warum gerade Dortmund und warum nicht München, aber ich weiß, dass ich mittlerweile Borussin mit Leib und Seele bin. Ich bin sogar so weit gegangen, dass ich ein Jahr in Dortmund gelebt habe. Und habe ich den BVB während diesem einen Jahr auch nur einmal in seinem Stadion spielen sehen? Nein. Es war geplant, aber entweder war die Zeit nicht da oder es gab keinen freien Ticketverkauf. Das einzige und letzte Mal, dass ich meinen BVB habe live spielen sehen, war 2013 bei einem Testspiel gegen meinen Heimatverein, den 1. FC Magdeburg.
Nun trägt es sich zu, dass am heutigen Abend, 24. Oktober 2017., beide Vereine wieder einmal aufeinandertreffen. Es ist nicht irgendein Spiel, das keine Bedeutung hat - es ist die zweite Hauptrunde im DFB-Pokal. Seit knapp eineinhalb Monaten bin ich aus Dortmund zurück und hätte die Zeit und alle Möglichkeiten gehabt, mir dieses Spiel im Stadion anzusehen. Aber es gibt keinen freien Ticketverkauf.
Als die zweite Hauptrunde ausgelost wurde, war ich so glücklich darüber, dass es tatsächlich die Partie 1. FC Magdeburg gegen Borussia Dortmund sein sollte. Mein Heimatverein gegen meinen Herzensverein - was kann es eigentlich Schöneres geben?
Und dann kam irgendwann die Nachricht, dass es für dieses Spiel keinen freien Ticketverkauf geben wird.
Für ein Bundesliga-Spiel keine Tickets für "normalsterbliche" Fans (die, die eben keine Dauerkarte besitzen oder sich eine Mitgliedschaft bei ihrem Verein leisten können) bereitzustellen, ist die eine Sache - aber das Gleiche für ein Pokal-Spiel zu tun, ist eine komplett andere.
Es ist jetzt nicht so, dass meine Familie arm wie eine Kirchenmaus ist, aber wir können uns eben keine Dauerkarte für durchschnittlich etwa € 364.50 oder eine Vereinsmitgliedschaft, die € 62 im Jahr kostet, auf die Dauer leisten. Hinzu kommt, dass wir ja auch jedes Wochenende irgendwie zu den Spielen reisen müssten - und selbst mit einer Bahncard wird das extrem teuer. Leider ist es so, dass immer häufiger Dauerkartenbesitzer und Vereinsmitglieder bei allem bevorzugt werden, wenn es um den Fußball geht. Und, als wäre es nicht schon schlimm genug, dass man als "normaler" BVB-Fan kaum noch die Chance bekommt, den Signal Iduna Park von innen zu sehen, werden einem dann noch Sprüche aufgedrückt wie "Es wird ein volles Haus geben und ich hoffe, dass wir den echten Fans ein tolles Spiel bieten können!"
Und was bin ich dann? Bin ich dann kein echter Fan, nur, weil mein Geldbeutel nicht so locker sitzt wie bei anderen? Ich bin (fast) 20 Jahre alt und habe (noch) keinen festen Job und somit auch (noch)kein geregeltes Einkommen. Als zukünftige Studentin wird sich das auch erstmal nicht ändern. Und als Studentin hat man eben wenig Geld. Da kann man sich diese horrenden Preise einfach nicht leisten. Und daran soll es also scheitern, meinen Verein auch mal im heimischen Stadion zu unterstützen? Am Geld? Bin ich also kein echter Fan, obwohl ich den Verein seit mehr als fünf Jahren unterstütze, wo es nur geht, mit ihm leide und mich mit ihm freue und auch in schlechten Zeiten zu ihm halte? Sind diese Fans nicht genauso viel wert wie die, die Jahr für Jahr Unmengen an Geld in die Vereinskasse spülen?
Vielleicht war ich zu naiv zu glauben, dass es ausnahmsweise mal nicht nur ums Geld geht. Vielleicht wird dieser Slogan gar nicht mehr so gelebt, wie ich es gewohnt war. Aber was ich weiß ist, dass es den "normalen" Fans einfach nur unfair gegenüber ist.

Liebe BVB-Geschäftsführung,
als ich vor über fünf Jahren mein rotes Blut gegen schwarzgelbes eingetauscht habe, war ich froh, endlich etwas gefunden zu haben, zu dem ich dazu gehöre. Ich war der festen Überzeugung, dass es scheißegal ist, ob man männlich oder weiblich, jung oder alt ist, an welche Religion man glaubt, was man für einen Job ausübt oder woher man kommt. Ich war der Überzeugung, dass das Einzige, was gezählt hat, die Liebe zum BVB war. Meinen besten Freund aus Australien hätte ich vermutlich nie kennen gelernt, wenn ich kein BVB-Fan wäre. Ohne den Verein würde es eine der für mich wichtigsten Freundschaften vermutlich gar nicht geben.
BVB-Fan zu sein bedeutet für mich, den Verein immer zu unterstützen - egal, durch welches Hoch oder Tief man gerade geht. Ich war da, als wir 2012 den DFB-Pokal gewonnen haben. Ich war da, als der Verein fast abgestiegen wäre. Ich war da, als Klopp den Verein verlassen hat. Ich war da, als wir uns unter Tuchel wieder zurück nach oben gekämpft haben. Ich war da, als dieser unglaublich feige Anschlag auf den Mannschaftsbus verübt worden ist. Ich war da, als wir 2017 erneut den DFB-Pokal gewonnen haben - der erste Titel seit Langem. Ich war da, als Tuchel entlassen wurde und Bosz als neuer Trainer kam. Ich habe so gut wie alles gerechtfertigt, was bezüglich des Vereins passiert ist. "Es könnte ja sein, dass ..." oder "Aber wenn ..." habe ich im Zusammenhang mit meinem Herzensverein nicht nur einmal gesagt. Meine Unterstützung hattet ihr seit der ersten Sekunde.
Alles, was ich eigentlich möchte, ist, den BVB einmal in seinem Stadion spielen zu sehen. Ich verlange nicht, dass ich jedes Jahr einmal im Signal Iduna Park bin. Nur einmal. Ein einziges Mal. Einfach, damit ich sagen kann "Ich stand nicht nur vor dem Stadion, weil mich niemand rein gelassen hat, sondern ich war auch drinnen und habe ein Spiel live gesehen und es war die schönste Erfahrung in meinem ganzen Leben!"
Und das soll mir verwehrt bleiben? Weil ich nicht mehrere hundert Euro für Dauerkarten + An- und Abreise zur Verfügung stehen habe? Weil eine Vereinsmitgliedschaft auf Dauer zu teuer wird? Weil ich einfach nicht die nötigen Mittel habe, obwohl ich seit Jahren auf Seiten des BVB stehe?
Es gab Zeiten in meinem Leben, in denen habe ich mich gefühlt, als würde ich nirgendwo dazugehören. Ich bin nicht grundlegend anders als alle anderen Menschen, aber dennoch hat es damals anscheinend für meine Mitschüler gereicht, mir mein Leben knapp zwei Jahre lang zur Hölle zu machen. Dann fand ich den BVB und dachte, endlich irgendwo dazu zu gehören, auch wenn ich mich durch einige Dinge von anderen Menschen unterscheide. Aber es war egal, denn das, was gezählt hat, war die Liebe zum Verein, alles Andere war Nebensache.
Doch, wie ich in letzter Zeit immer wieder merke, unterscheidet mich doch etwas von anderen BVB-Fans. Und zwar das Geld. Ich bin mir sehr sicher, dass es da draußen noch ganz viele andere Menschen gibt, denen es genauso geht wie mir. Deswegen spreche ich jetzt einfach in unserer aller Namen.
Ich kann verstehen, dass das Geld eine gewisse Rolle spielt. Der BVB ist am Aktienmarkt vertreten und da muss man schon ein Auge auf das Geld haben. Aber es kann nicht sein, dass einige Menschen nie auch nur den Hauch einer Chance auf Tickets für ein Spiel zu haben, nur, weil die Dauerkartenbesitzer und Vereinsmitglieder ständig bevorzugt werden. Es kann nicht sein, dass den Fans, die auch ohne den dicken Geldbeutel ohne Wenn und Aber hinter dem Verein stehen, einfach nicht berücksichtigt werden. Es kann nicht sein, dass das Geld vor die ach so hoch angepriesenen "Echte Liebe" gestellt wird.
Und es kann ebenfalls nicht sein, dass man sich unterschwellig als Fake-Fan bezeichnen lassen muss. Denn das stimmt nicht. Nur, weil man nicht jedes Wochenende im Stadion sein kann, heißt das nicht, dass man den Verein nicht trotzdem liebt. Nur, weil man lediglich nicht genug Geld für eine Dauerkarte hat, heißt das nicht, dass einem der Verein und seine Erfolge egal sind. Es fehlt oft einfach an Zeit und Geld, dass man nicht ständig im Stadion sein kann. Manche Fans können das eben nun mal nur ein paar Mal im Jahr tun. Manche noch seltener. Manche Fans waren noch gar nicht im Stadion, weil es bei zu vielen Spielen heißt "Es wird keinen freien Ticketverkauf geben."
Liebe Geschäftsführung: Ich verstehe, dass Geld wichtig ist, um das Geschäft am Laufen zu halten. Aber Geld ist nicht alles. Manchmal, aber auch nur manchmal, sollte man über das Geld hinaussehen und sich fragen, wie zufrieden die Fans noch sind. Denn so, wie es manchmal abläuft, kann ich mir vorstellen, dass viele Menschen unzufrieden mit der Vereinspolitik sind. Wenn ab und zu weniger Tickets für bestimmte Spiele an die Dauerkartenbesitzer und Vereinsmitglieder zur Verfügung stehen würden, hätten wir "normale" Fans auch noch eine Chance. Denn auch wir bringen Geld in die Kasse. Vielleicht nicht in den Mengen, wie es Vereinsmitglieder oder Dauerkartenbesitzer tun, aber trotzdem kommt durch uns auch Geld in die Kasse. Wenn man das vielleicht irgendwann sehen könnte, vielleicht müsste man dann nicht traurigen Kindern verzweifelt erklären, warum man nicht ins Stadion gehen kann. Vielleicht muss man sich dann nicht mehr weniger wichtig fühlen als Andere. Vielleicht kann man sich dann Tränen sparen. Vielleicht kann man dadurch den Traum des einen oder anderen Menschen erfüllen. Ja, vielleicht.

Samstag, 4. März 2017

Wie ich diesen Blog beginnen soll, weiß ich nicht. Ich weiß, dass ich mich in den vergangenen Wochen und Monat mit den unterschiedlichsten Themen beschäftigt habe, die ich gerne auf diesem Blog unter einen Hut bringen würde. Wie regelmäßig ich posten werde, weiß ich noch nicht, da in meinem Leben noch etwas Unruhe herrscht; aber ich möchte versuchen, zwischen Freitag und Sonntag einen neuen Beitrag hochzuladen.
Wenn ihr mehr über mich erfahren wollt, könnt ihr gerne hier vorbeischauen.