Sonntag, 10. Dezember 2017

Das Leben als Fangirl

Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Post schreiben soll und, wenn ich ihn schreibe, wie ich ihn aufbauen soll. Eigentlich hatte ich mir geschworen, alles auf sich beruhen zu lassen, aber in letzter Zeit ist meiner Meinung nach einfach zu viel passiert. Am liebsten würde ich mich gar nicht darüber aufregen, weil man davon Falten bekommt - und die kriege ich noch früh genug. Aber da es gestern soweit war, dass ich kurz davor war, meinen Twitteraccount zu löschen, weil mir das Ganze so sehr gegen den Strich ging, habe ich mich dazu entschlossen, darüber zu schreiben. Denn ich möchte meinen Mund nicht länger halten, wenn es um etwas geht, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Ich hatte gedacht, es wäre vielleicht nur eine Phase, die wieder vorbeigehen würde, aber einige Dinge sind wiederholt aufgetreten und bei mir ist das Maß jetzt langsam einfach voll und mir steht es - im wahrsten Sinne des Wortes - bis sonst wo. Ich möchte mir das alles einfach von der Seele schreiben, vielleicht nervt mich das Ganze dann einfach nicht mehr so sehr.

Auch wenn es eigentlich um drei explizite "Szenarien" in drei unterschiedlichen Communities geht, habe ich mich dazu entschlossen, die Fandoms nicht genauer zu benennen. Die, die diesen Post lesen und eventuell wissen, was ich genau meine, dürfen mir gerne auf Instagram schreiben, denn ich würde gerne wissen, wie anderen Fans zu den einzelnen Situationen stehen, ohne dass direkt wieder Diskussionen im "öffentlichen Raum" eskalieren. Die Szenarien haben sich alle innerhalb der letzten drei bis vier Monate verstärkt abgespielt. Alle haben mit fehlendem Respekt und scheinbar fehlender Dankbarkeit gegenüber von Künstlern zutun. Wie ich finde, sind das zwei sehr wichtige Dinge, die immer gewahrt werden sollten; egal, ob es dabei um Freundschaften, Familie oder die "Beziehung" zu Künstlern geht. Ein Künstler ist, obwohl er eine Person des öffentlichen Lebens ist, nicht dazu verpflichtet, irgendetwas für seine Fans zu tun. Sie müssen nicht auf Tour gehen, sie müssen keine Tickets für Meet & Greets zur Verfügung stellen (oder in Gewinnspielen verlosen), sie müssen nicht immer supergut gelaunt sein und sie müssen nicht Tag und Nacht für Selfies und Autogramme da sein. Jeder Künstler, ob man ihn jetzt mag oder nicht, reißt sich für seine Fans den Hintern auf und tut alles, was in ihrer Macht steht, um seine Fans glücklich zu machen.

Für mich persönlich ist es normal, nicht komplett durchzudrehen, wenn ich meinen Lieblingskünstler live sehe. Okay, ich gebe zu, dass auch ich nach den Konzerten meiner Lieblingsbands und -sänger meist kaum noch eine Stimme habe, aber wenn mir Künstler während des Konzerts so nahe ist, dass ich sie anfassen kann, weil sie durch die Menge gehen, kann ich mich doch noch beherrschen. Da versucht man natürlich, dass die Person, die man verehrt, die Hand von einem nimmt, aber wenn es nicht funktioniert, funktioniert es eben nicht. Dann war der Arm eben zu kurz oder es standen andere Personen im Weg, die in dem Falle mehr Glück hatten. Man zerrt nicht an dem Künstler rum, als wäre er ein Spielzeug. Und trotzdessen, dass die Person bekannt ist, hat sie noch ein Recht auf Privatsphäre. Ich kann nur den Kopf schütteln, wenn ich höre, dass man den Künstler am Tourbus abfangen will, um ein Selfie und vielleicht ein Autogramm zu bekommen. Und, wenn ich höre, dass man bis mitten in der Nacht vor besagtem Tourbus steht und rumschreit, dass eigentlich keiner mehr im Bus schlafen kann, weil man den Künstler zum Rauskommen animieren will, dann muss ich schon aufpassen, dass mir der Kopf vom vielen Schütteln nicht sofort abfällt. Es sei dahin gestellt, ob der Künstler supergerne Konzerte für uns gibt und viel für uns tut, aber irgendwann ist eine gewisse Grenze erreicht, wo das Fansein aufhört und das Stalking schon fast beginnt. Auch wenn diese Person euer "Lieblinsgmensch" ist (was ich bezweifle, wenn ich bestimmte Geschichten höre), ist sie immer noch ein normaler Mensch, der ein Recht darauf hat, sich auch mal zurückziehen und seine Privatsphäre genießen zu dürfen. In Ruhe. Alleine. Ohne, dass die Fans ständig irgendwas von einem wollen. Wir sollten uns glücklich schätzen, solche sympathischen Menschen unterstützen zu dürfen. Es gibt so viele Künstler, die so viel für uns machen, und doch gibt es Fans, die das kaputt machen wollen. So viel zum Thema Respekt.

Wie gesagt, spielt auch Dankbarkeit eine große Rolle. Mir ist aufgefallen, dass einige Fans diese Sache scheinbar nicht in ihrer Erziehung genossen haben. Es gibt Künstler, die ihren Fans die Möglichkeit geben, ein Meet & Greet mit coolen Aktionen zu gewinnen und es gibt Künstler, die dafür Geld verlangen. Die Preise können dabei von "ziemlich günstig für ein Meet & Greet-Ticket" bis hin zu "Warum zur Hölle ist das so teuer?" variieren. Bis zu einem gewissen Preis - sagen wir ... 200 €, wenn man davon ausgeht, dass man abgesehen von dem Meet & Greet noch ein Fangeschenk und noch einige andere Dinge bekommt - ist das auch noch okay. Vielleicht habe ich bei gewissen Preisen auch geschluckt, weil sie im ersten Moment doch recht heftig wirkten, aber ich persönlich hätte es nie in Erwägung gezogen, mir so ein Ticket zu kaufen. Einmal, weil ich kein Geld scheißen kann (und glaubt mir: ich wünschte, ich könnte das) und einmal, weil ich dann doch nicht so der Hardcore-Fan bin. Wenn man sich aber mal hinsetzt und überschlägt, was man für Strom, Location, Tourbus, Teamgehälter, Essen und Ähnliches zahlen muss, dann ist der Preis doch gerechtfertigt. Eigentlich hätte ich mich gerne hingesetzt und den Gesamtpreis für ein Konzert ausgerechnet, aber da ich die konkreten Einzelpreise nicht kannte, habe ich es nicht getan, weil ich keine falschen Informationen verbreiten wollte. Ich gehe aber davon aus, dass sowas nicht gerade billig ist, so eine Tour finanziert sich schließlich nicht von selbst. Trotzdem gibt es Fans, die deswegen meckern müssen oder dem Künstler vorwerfen, einen Höhenflug zu erleiden, von dem sie doch mal bitte langsam runterkommen sollen. Dass andere Fans total bevorzugt werden, habe ich auch gelesen. Die Künstler könnten mehr machen und sich dann das eingenommene Geld in die Tasche stecken, aber sie tun es nicht. Sie könnten auch einfach nur normale Konzerttickets verkaufen, aber sie tun es nicht. Und warum? Weil sie ihre Fans glücklich machen wollen. Manchmal kann man nicht alle glücklich machen, weil dann die Zeit oder die Sicherheit darunter leiden würde - und dann wäre das Geschrei auch wieder groß. Oder, und damit möchte ich mich jetzt selber zitieren: "Und wenn es euch zu teuer ist, dann kauft euch ein normales Ticket oder geht gar nicht hin, wenn euch etwas nicht passt. Aber dieses ewige Genörgel geht dezent auf die Nerven!" Denn genörgelt wird in einigen Communities sehr gerne. Sei es "Andere Fans werden total bevorzugt!" oder "Werdet bitte wieder so, wie ihr früher wart!". Vielleicht bin ich mit meinen 20 Jahren zu alt für diese Art von Verhalten. Vielleicht lege ich viel zu sehr Wert auf Respekt, Rücksicht und Dankbarkeit. Aber ich möchte solche Verhaltensweisen von anderen Fans nicht einfach hinnehmen. Sie mögen vielleicht relativ jung sein, aber bestimmtes Verhalten ist einfach falsch in meinen Augen.

Leider gibt es in den einzelnen Communities auch sehr viel Hass und Neid. Dies bezüglich habe ich mir etwas angewöhnt, denn auch ich mag nicht alle Personen (das ist nicht nur auf Personen in meinen Fandoms bezogen, sondern bezieht sich generell auf alle Menschen, die ich kenne). Wenn es dann soweit ist, dass ich jemanden wirklich nicht ausstehen kann und ich mich nur aufregen würde, wenn ich seine oder ihre Posts auf Instagram oder seine/ihreTweets auf Twitter sehe, dann mute ich ihn/sie, entfolge ihm/ihr und tue einfach so, als würde diese Person nicht existieren. Ich beleidige niemanden auf Tellonym, ich schicke niemandem Hassnachrichten über Instagram Direct und die blende ich aus meinem Leben einfach aus. Sind wir nicht eigentlich alle eine große Familie, die immer zusammenhalten sollte? Sind wir nicht eigentlich alle zusammengekommen, um jemand anderes zu unterstützen und als Gemeinschaft geschlossen hinter ihm zu stehen? Warum haten wir uns gegenseitig? Warum gönnen wir uns nichts? Warum müssen wir uns gegenseitig runtermachen, beleidigen und uns ziemlich gemeine Dinge wünschen? Als Familie sollte man doch zusammenhalten.








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen